Autisten im Straßenverkehr

Ein lautes Hupen, Fahrzeuge, die einem die Vorfahrt nehmen, rücksichtslose Verkehrsteilnehmer, denen rote Ampeln scheinbar nichts bedeuten, laute Motorengeräusche, das durchdringende Piepen eines Speditionsgefährtes im Rückwärtsgang oder ein ohrenbetäubendes Martinshorn, die Liste dessen, womit insbesondere Autisten im Straßenverkehr zu kämpfen haben ist vielfältig.

Ich persönlich fahre lieber mit dem Fahrrad in der Landschaft herum oder durch Dörfer, wo (gerade bei mir im mitteldeutschen Dreiländereck) meist nicht viel los ist (wer es besonders ruhig haben will, dem kann ich die Region zwischen Hohenmölsen und Lützen empfehlen). Aber regelmäßig muss ich auch nach Leipzig, eindeutig eine Großstadt und dementsprechend ist  auch der Straßenverkehr. In der Regel bin ich auch dort mit dem Fahrrad unterwegs und ich kann nur sagen, man muss wirklich sehen, wo man bleibt.

Oft genug bin ich von dieser großstädtischen Verkehrssituation reizüberflutet, weil mir dort einfach alles so chaotisch, laut und hektisch vorkommt. Es ist mir ein Rätsel, wie sich andere Menschen dort überhaupt zurechtfinden und dabei auch noch völlig entspannt wirken. Ich bin in einer Großstadt so vieles, nur nicht entspannt.

Hinzu kommt, dass ich ein sehr defensiver Verkehrsteilnehmer bin, ob mit dem Fahrrad oder mit dem Auto, und gerne mal andere Fahrzeuge vorlasse, was immerhin in einer Kleinstadt wie Pegau noch funktioniert und ab und zu sogar mal erwidert wird.

Des öfteren kommt übrigens unter manchen Nichtautisten die Frage auf: „Können Autisten überhaupt Auto fahren?“ Natürlich kann man hierbei keine Pauschalaussage treffen. Ich selbst bin ein lebendes Beispiel dafür, dass Autismus keinen Ausschlussumstand bezüglich der Fähigkeit ein Kraftfahrzeug zu führen darstellt, eine Erfahrung, die ich aber gemacht habe, ist, dass man es als Autist mit dem Auto fahren durchaus schwerer haben kann als andere. Es gibt so vieles, was man dabei gleichzeitig tun muss und im Gegensatz zu Nichtautisten muss ein von Autismus betroffener die meisten Bewegungsabläufe hier ganz bewusst steuern. Dann kommen noch die überfordernden Außenreize dazu. Das alles bedeutet aber lediglich, dass das Auto fahren für Autisten meistens eine größere Anstrengung erfordert.

Wenn man sich zu einem Autisten ins Auto setzt, muss man deutlich seltener im Voraus über sein Testament nachdenken. Da jenem Gesetze und Regeln besonders wichtig sind, gilt dies meist auch für die Höchstgeschwindigkeit. Ich selbst bin aus der Sicht der meisten anderen motorisierten Verkehrsteilnehmer wohl ein ziemlicher Sonntagsfahrer, wenn ich denn mal mit dem Auto unterwegs bin (, was übrigens nicht so oft vorkommt, da ich nicht im Besitz eines eigenen Personenkraftfahrzeuges bin). Bei erlaubten 50 km/h bin ich meist mit circa 45 Stundenkilometern unterwegs, steht auf dem runden und rot umrandeten Schild eine 100, fahre ich in der Regel zwischen 70 und 90. Bei mir gilt die Devise: Auf keinen Fall auch nur einen Stundenkilometer über der Höchstgeschwindigkeit, lieber drunter! Wer bei mir im Auto sitzt, bekommt also die Gelegenheit, die Landschaft zu bewundern!

6 Gedanken zu „Autisten im Straßenverkehr

  1. Ich liebe Fahrad fahren. Nur nicht dort wo ich wohne, auf einem Berg.. ich habe beim Fahrad fahren schon öfter solche Probleme wenn ich in der Stadt fahre,von überall kommen Autos. Nach den Ferien fange ich mit den Führerschein an (theorie). Ich habe jetzt schon Angst vor der praktischen Prüfung, ich hoffe, dass ich das schaffe.

  2. Hi! Ich mag deinen Blog, auch wenn noch nicht viele Beiträge beisammen sind.

    Was mich jedoch extrem erstaunt ist wie du von „einem Autisten“ reden kannst…. (meint: generell)

    Ich für meinen Teil habe zwei Autos zu Klump gefahren, bin gerast und habe geschnitten.
    Mittlerweile bin ich reifer, aber immer noch recht, sagen wir mal „autark“ was die Straße vor mir anbelangt.

    Du kannst also nicht pauschal sagen, dass Autisten defensiv Auto fahren müssen! Absolut nicht sogar.

    Beste Grüße aus der Großstadt Köln, in der Autofahren mich des stetes STOPPs und GOs in den Wahnsinn triebe, führte ich es hier aus. 😉

    • Danke für deine Rückmeldung! Tja, die Außensicht auf die Innensicht, wenn ich gerade nicht nur von eigenen Erfahrungen berichte, sondern eine Außensicht auf Autismus und Autisten präsentiere, bietet sich für mich irgendwie diese allgemeine Formulierung an, auch wenn sie mich selbst natürlich mit einschließt, da ich ja ebenfalls autistisch bin.
      In dem Punkt mit der Pauschalaussage stimme ich dir voll zu, deswegen verwende ich auch Worte wie „viele“, „die meisten“, „oft“ oder „häufig“ und vermeide dafür Verallgemeinerungen wie „immer“, „jeder“ oder „alle“, da bekanntlich weder alle Autisten, noch alle Nichtautisten gleich sind. Das mit der defensiveren Fahrweise ist aber nicht nur meine eigene Erfahrung, es haben auch schon andere Autisten Ähnliches berichtet.

      • Ich habe es mir schon gedacht, dass du das sonst eher meidest; deswegen war ich auch so irritiert.

        Mich nervt es eben stets, wenn Menschen nach Bekanntwerden meiner Eigenschaft (AS) mit „gefährlichem Halbwissen“ trumpfen. Und solche Aussagen fördern das eben … Ach, du kennst es ja selber.

        Evtl kannst du den Blogeintrag j anoch einmal präzisieren, wenn du magst.

        LG

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